LebensKühe

Zappa, der Zwilling

Geboren am 16. April 2014

Gestorben am 24. August 2022

Zappas Geschichte

Da ist so ein Gefühl, das ich bekomme, wenn ich nach Westen schaue. Und mein Geist ruft danach zu gehen. In meinen Gedanken habe ich Rauchschwaden zwischen den Bäumen gesehen. Und die Stimmen derer, die stehen und schauen.
(Aus „Stairway to heaven)

Wie sollen wir Worte finden, wenn wir es noch gar nicht glauben wollen?
Wie sollen wir weitermachen, wenn du so sehr fehlst?
Wie sollen wir erklären, was uns so unfassbar erscheint?
Zappa, du kamst als wenige Tage altes Kälbchen zusammen mit deiner Zwillingsschwester Ruthie zu einer lieben Frau. Der Landwirt gab euch kaum eine Überlebenschance und so gab er euch in ihre Hände. Eure Retterin gab alles, päppelte dich und deine Schwester auf und so konntet ihr behütet aufwachsen.

Doch dann schlug das Schicksal wieder zu. Der Ehemann der Frau trennte sich von ihr und beschloss, Haus und Hof zu verkaufen. Damit war euer Zuhause verloren und euer Leben wieder in Gefahr. Als wir von euch erfuhren, sagten wir unsere Hilfe zu. Ihr kamt als Quartett zusammen mit der alten Kuh Lotte und ihrem Sohn Linus, die ihr Leben auch dieser Tierfreundin verdanken. Voller Schwung und Lebensfreude bist du mit den anderen über die Weiden gesaust. Wir haben dich als liebenswerten, aufgeschlossenen und immer freundlichen Ochsen kennengelernt. Wer zu dir kam, wurde voller Hingabe abgeschleckt. So ein Schatz! In deinen Augen lag so viel Liebe, so viel Tiefe und so viel Vertrauen. Im Sommer 2022 sorgten wir uns um deine Zwillingsschwester Ruthie, die etwas abgebaut hatte. Wir veranlassten mehrere Untersuchungen, die aber nichts Auffälliges zutage brachten.

Dann warst es auf einmal du, der nicht kam, als der Futtereimer klapperte. Du bist einfach liegen geblieben. Da war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Der Tierarzt gab Infusionen, nahm Blut, gab Schmerzmittel. So kamst du durch die Nacht. Am nächsten Morgen konntest du noch immer nicht aufstehen. Der Tierarzt vermutete einen Bruch. Wir zogen noch einen Tierarzt aus der Rinderklinik hinzu. Das Blutergebnis ergab einwandfreie Werte. Nur der Muskelwert war stark erhöht. Aber das war schon allein durch das Festliegen erklärbar. Der andere Tierarzt meinte, es könne auch eine Muskelzerrung sein, die mit etwas Ruhe, Schmerzmittel und Medikamenten wieder ausheilt.

Deine Schwester Ruthie war so süß. Sie wich dir nicht von der Seite. Auch Schneewaltraud legte sich zu dir. Mit dem Tierarzt brachten wir dich in Brustlage und schöpften vorsichtig wieder Hoffnung, weil du wieder viel entspannter und aufmerksamer gewirkt hast. Wir freuten uns, dass dir die Apfelstückchen schmeckten und du auch ordentlich getrunken hast. Genau wie damals deine Retterin wollten wir nicht so einfach aufgeben. Unser Landwirt und sein Sohn haben jede Idee umgesetzt, selbst noch einiges beigesteuert und sich für Dich unfassbar ins Zeug gelegt.

Doch verflixt, du wolltest nicht in Brustlage liegen bleiben. Egal was wir versucht haben, wie wir dich stabilisieren und stützen wollten, du hast es immer wieder geschafft, dich in Seitenlage zu schaffen. Damit lagst du auf dem Pansen, konntest schlechter verdauen und atmen und hast trotz Schmerzmittel wieder Schmerzanzeichen gezeigt. Du wolltest einfach nicht ruhig liegen bleiben, du Freigeist, Sturkopf, Unbelehrbarer! Die Verzweiflung über diese Lage wuchs bei dir und bei uns. Wir waren an deiner Seite, die ganze Nacht haben wir weiter versucht, die Hilfe und Unterstützung zu sein.

Doch am Mittwochmorgen haben wir uns in Absprache mit den Tierärzten schweren Herzens entschieden, dich gehen zu lassen. Wir hätten dir die Sterne vom Himmel serviert, wenn das geholfen hätte. Doch Leben erhalten, ohne Lebensqualität, das wollen wir auch nicht. Dir ging es zunehmend schlechter und die Aussichten auf Besserung schwanden. Unser Tierarzt meinte, es muss etwas Traumatisches im Bewegungsapparat passiert sein. Manchmal heißt Liebe loszulassen, auch wenn es sich anfühlt, als würde die Welt in tausend Scherben zerspringen.

Du konntest nicht stehen, du wolltest nicht liegen, also haben wir deiner Seele Flügel wachsen lassen. Lauf Zappa, lauf über die Himmelswiesen! Schleck alle ab, die schon dort sind. Wir wissen genau, sobald es ein Wiedersehen gibt, wirst du ganz vorne dabei sein und uns mit deiner rauen Zunge begrüßen. Bis dahin werden wir dich hier sehr vermissen!

Dieses Lied, gesungen von Franz Zappa, nach dem deine Retterin dich genannt hat, ist für dich.