LebensKühe

Roswita, die Zarte

Geboren am 11. Dezember 2014

Gestorben am 9. April 2021

Roswitas Geschichte

„Halt‘ mich fest und spür‘ die Liebe, trage euch in meinem Herzen, Worte streicheln meine Seele,
Leb‘ wohl! Auf bald! Das Segel liegt im Wind.“
(Sotiria – Lichtermeer)

Liebe Roswita, wir wussten, dass die Zeit des Abschieds näher rückte und doch hofften wir, dass du noch lange bei uns bleibst. Viel zu kurz war deine Zeit auf dieser Erde und doch sind wir für jede Minute dankbar, die wir mit dir hatten. Sechs Jahre alt bist du geworden. Wir lernten Dich kennen, als Landwirt Siegbert beschlossen hatte, keine Tiere mehr dem Schlachter auszuliefern. Du bist auf dem Hof geboren und hast die Verwandlung vom Nutzhof in einen Lebenshof miterleben können. Der Umbau brachte es mit sich, dass wir die Ketten lösten und du dich mit deiner Herde auch in den Wintermonaten frei bewegen und als Lebenskuh selbst entscheiden konntest, ob du im Stall oder draußen sein magst.

Du hast diese Ausweitung des selbstbestimmten Lebens sehr genossen und im Schutz der Herde als Lebenskuh deinen kleinen Sohn Robin auf die Welt gebracht. So fürsorglich hast du dich um ihn gekümmert, sodass er schnell zu einem kräftigen Kerlchen heranwuchs. Doch während dein Kleiner immer mehr zulegte, wurdest du immer weniger. Zunächst schien es, als gibst du eben alles an dein Kalb. Doch bald wurde klar, dass mehr dahinter steckte. Der Schock war groß, als klar wurde, dass du eine unheilbare Darmerkrankung hattest, die bereits in dir schlummerte und nach der Geburt von Robin ausgebrochen ist. Die Prognosen reichten von drei bis sechs Monaten restlicher Lebenszeit.
Doch wir wollten uns nicht unterkriegen lassen und du hattest keine Schmerzen, sondern immer Freude am Leben.

Bauer Siegbert schleppte säckeweise Karotten für dich ran, es gab Leinsamen, Futterkohle, Extramineralien und allerlei Leckereien. Zeitweise schien es so, als würdest du wieder kräftiger werden und du legtest sogar wieder an Gewicht zu. Doch leider verlief die Krankheit in Schüben und trotz großem Appetit und riesigen Futterportionen blieb kaum noch etwas auf den Rippen hängen.
Nachts bekamst du dein eigenes Abteil, wo du in Ruhe ungestört futtern konntest. Mehr als zwei Jahre waren nun nach Ausbruch der Krankheit vergangen. Dank Siegberts guter Pflege und deinem unbändigen Lebenswillen, hast du deutlich länger durchgehalten als prognostiziert.

Doch dann kam der Tag, an dem dein Körper nicht mehr konnte. Du lagst und warst zu schwach aufzustehen. Die Zeit war gekommen. Du bist friedlich und geborgen in den Armen von Landwirt Siegbert eingeschlafen. In den Armen von demjenigen, der sich vor drei Jahren dafür entschieden hat, einen anderen Weg einzuschlagen, damit keines der Tiere in seiner Obhut mehr gewaltsam in einem Schlachthof getötet wird. Du konntest geliebt und in Frieden gehen.
Wir wussten, dass dieser Tag nahte. Und doch wirst du hier unendlich fehlen, liebe Roswita.


„Und alle Lichter leuchten wie ein weißes Wintermeer, alle Lichter steigen himmelhoch
Und funkeln über mir, hell wie tausend Farben, wie ein buntes Lichtermeer
Alle Lichter leuchten himmelweit, Neuland liegt vor mir.“

Roswita, dieses Lied ist für dich.