

Martje, die Gelassene
Geboren am 13. Dezember 2007
Gestorben am 19. Mai 2025
Martjes Geschichte
„Wenn du ein Versprechen machen kannst. Wenn es eines ist, das du halten kannst,
Ich schwöre zu dir zurück zu kommen. Wenn du auf mich wartest und sagst, dass du für
mich einen Platz in deinem Herzen bereit hältst.“ (Tracy Chapman)
Manchmal ist von einem Tag auf den anderen alles anders. Es begann damit, dass du deinen Hals auf einmal ganz merkwürdig verdreht hast. Die hinzugerufene Tierärztin gab Schmerzmittel und einige weitere Medikamente. Genau erklären konnte sie deinen Zustand auch nicht. Beim Laufen hattest du Gleichgewichtsprobleme und ständig nach einer Möglichkeit zum Anlehnen gesucht.
Abends telefonierten wir nochmal mit unserem Hoftierarzt, der am nächsten Morgen nach dir schaute. Er bestätigte unsere Vermutung, dass es sich um eine neurologische Störung im Zentralen Nervensystem handelt. Der Lidschluss klappte auf einem Auge nicht mehr, die Pupille war verengt und du hast weiter den Hals verdreht und deinen Kopf schief gehalten. Nachdem der Tierarzt dich behandelt hat, wir dir dann mehrere Liter Wasser eingeflößt und dir kleine Portionen Heu reingeschoben haben, ging es dir erstmal wieder besser. Den Termin in der Rinderklinik mussten wir wieder absagen, weil du so nicht transportfähig warst. Trotz der Problematik hast du uns gezeigt, dass du eine unbändige Kraft hast. Letztendlich konnten wir dich dazu bringen dich in Brustlage hinzulegen während du deinen Kopf wieder gerade gehalten und wiedergekäut hast. Auch Fieber hattest du nicht. Wir hatten wieder Hoffnung! Eine Vergiftung konnten wir ausschließen, weil du nur mit der Handicap-Seniorenherde hier im Stall und auf der angrenzenden, kleinen Hofweide warst und ansonsten auch das gleiche Heu bekommen hast, wie die anderen.
Mehrfach am Tag und auch in der Nacht schauten wir nach dir, flößten dir Wasser ein und schauten, dass du richtig liegst. Du konntest weiterhin selbständig aufstehen, hattest dann aber direkt wieder Gleichgewichtsprobleme. Später brauchtest du auch beim Aufstehen Hilfe. Über Nacht verschlechterte sich dein Zustand dann leider wieder. Am Morgen war unser Tierarzt dann wieder da. Wir nahmen Blut, du bekamst Infusionen und auch wieder B-Vitamine. Wir lagerten dich auf die andere Seite und stellten dann fest, dass du auch deinen Kiefer nicht mehr koordinieren konntest. Alles deutete nun auf eine raumfordernde Veränderung im Hirn hin, sehr wahrscheinlich ein Tumor. Deine Kräfte schwanden. Wir haben alles gegeben und konnten dir doch nicht mehr helfen. Uns blieb nur noch, dich mit Hilfe unseres Tierarztes zu erlösen.
Im letzten Frühjahr warst du mit deiner besten Freundin Marit bei uns eingezogen. Zuvor standet Ihr in kleinen Winterverschlägen auf einem Hof, dessen Betreiber seine Frau und seine Tochter verlassen hatte und auch Euch beide zurück ließ. Die Frauen wandten sich deshalb an uns. Bereits beim Einzug wart ihr schon alte Damen. Du hast dich gern bürsten lassen, warst das Kindermädchen für unsere Jüngsten und einfach immer lieb zu anderen Rindern und auch zu uns Menschen. Vor zwei Monaten hat deine Freundin Marit sich im Alter von 19 Jahren auf ihre letzte Reise begeben. Du wärst dieses Jahr 18 Jahre alt geworden. Nun seid Ihr beiden Freundinnen wieder vereint. Wir sind uns sicher, dass Marit auf dich gewartet hat.
Martje, du sanfte Seele, lauf über die Himmelswiesen zu deiner Marit und feiert Euer Wiedersehen! Wir werden dich hier sehr vermissen!
Dieses Lied ist für dich.