Marjories Geschichte

Folge, folge der Sonne und dem Weg, den der Wind weist wenn dieser Tag zu Ende ist.“
(frei nach Xavier Rudd)

Wir haben so gehofft und gebangt um dich. Doch nun folgst du dem Wind und wir bleiben hier mit unseren Erinnerungen. Im Dezember 2015 wurde ein Hof bei Gießen aufgelöst. Der Hofbetreiber hatte aufgrund von Vernachlässigungen ein Rinderhaltungsverbot bekommen. Wir waren dort in der Hoffnung, wenigstens einigen von Euch helfen zu können. Du warst sofort präsent, hast meine Hand abgeschleckt, bist mir gefolgt und bliebst immer dicht bei mir (Julya), als ich durch den Stall lief. Ich gab dir das Versprechen, dich da raus zu holen. Wenige Tage später zogst du bei uns ein. Weil sich viele weitere Menschen und Vereine beteiligten, fuhren viel mehr Rinder als gedacht in diesen Tagen in ein besseres Leben. Die Aktion brachte viele Menschen und Tiere zusammen und viele Steine ins Rollen.

Doch nur wenige Wochen später bangten wir wieder um dich. Als Ihr am späten Abend noch mal Heu bekommen solltet, hast du dich so erschreckt, dass du mit deiner Gefährtin Purzel durch den Zaun und in den Wald geflüchtet bist. Diesmal folgtest du keinem von uns, sondern wir folgten dir. Spuren im Schnee führten uns zum Glück schließlich zu euch und wir konnten euch nach Hause holen. Als die Tage dann wieder länger wurden, war klar, dass du nicht allein hier eingezogen bist. Vier Monate nach deiner Rettung hast du deine kleine Sunny auf die Welt gebracht. Milchkühen seien die Muttergefühle weg gezüchtet worden, wird oft erzählt. Man könne ihnen ruhig die Kälber wegnehmen. Wir erleben das ganz anders. Du bist deiner Kleinen überall hin gefolgt, hast Sunny mit deiner Milch versorgt und warst vom ersten Moment an fürsorglich.

Als wir dich wegen deiner anhaltenden Verdauungsprobleme nun aus deiner Herde heraus geholt haben, sind die anderen aufgeregt am Zaun auf und ab gerannt. Deine inzwischen sechs Jahre alte Tochter und deine Freundinnen haben dir hinterher gemuht. Wir hätten dich so gerne wieder zu ihnen zurückgebracht. Doch in der Rinderklinik stellten die Tierärzte eine unheilbare Darmentzündung fest, die zu Abmagerung, Kraftverlust und zum Tod führt. Die Untersuchungen bei uns hatten ein zunächst ein negatives Ergebnis bezüglich dieser Krankheit geliefert.
Wir ließen die Blut- und Kotuntersuchungen daher nochmal wiederholen, um einen Irrtum auszuschließen. Doch auch die weiteren Laborergebnisse bestätigten die Erkrankung, die nicht nur kräftezehrend sondern auch schmerzhaft ist. Schweren Herzens entschieden wir mit der Klinikärztin, dich gehen zu lassen. Zehn Jahre bist du geworden. Nun bist du dem Licht gefolgt, kleine, sanfte Marjorie Nachlaufkuh.

Wir werden dich hier alle so sehr vermissen! Danke an die Patenmenschen und alle, die dazu beigetragen haben, dass Marjie ein würdevolles Leben als Lebenskuh führen durfte.

Marjie, dieses Lied ist für dich.