LebensKühe

John "Lenny" Lennon

Geboren am 11. Juli 2024

Gestorben am 17. September 2024

John „Lenny“ Lennons Geschichte

Stell dir vor, dir wachsen Flügel.
Es ist leicht, wenn du’s versuchst.
Du erhebst dich in die Lüfte,
Und es wird plötzlich alles gut.
Stell dir vor, all die Menschen,
achten auch auf dich.
Schließen Frieden mit Euch Tieren.
Ach wie wunderschön das wär’.
Du sagst vielleicht, das sei ein Traum nur.
Doch ich träume nicht allein.
Eines Tages sind wir viele.
Und die ganze Welt wird eins.
(Frei nach John Lennon)

Da lagst du im Stroh, kleiner Träumer. Unfähig zu stehen. Unfähig zu gehen. Und dennoch mit erhobenem Kopf. John „Lenny“ Lennon haben wir dich genannt, weil wir einen kleinen Friedensboten in dir gesehen haben. Wir haben eine Amme gesucht und dabei dich kleines Wesen gefunden. Du seist behindert, sagte man uns. Ganz verloren lagst du inmitten gesunder Kälber. Du hättest so gerne Luftsprünge gemacht. So wie die anderen in der Gruppe.
Doch deine Versuche, dich zu erheben, schlugen fehl. Wir könnten dich mitnehmen, wenn wir wollen, sagte man uns. Wie könnten wir dich zurück lassen? Deine Blicke gingen unter die Haut.

Dein Lebenswillen war so stark. Voller Appetit hast du die Milch aus dem Nuckeleimer getrunken. Voller Hoffnung organisierten wir einen Transport in die Rinderklinik. Wenn es eine Chance gäbe, dich irgendwann Luftsprünge wagen zu sehen, solltest du sie bekommen. Die Vermutung lag nahe, dass etwas mit deinem Rücken nicht in Ordnung sein konnte. Es war eine Kante in der Wirbelsäule zu sehen.
Wir stimmten einem CT zu. Das förderte die niederschmetternde Erkenntnis zutage, dass du eine Wirbelsäulenverkrümmung durch deformierte Lenden- und Brustwirbel hast. Dadurch wurde das Rückenmark so stark gequetscht, dass es teilweise bereits durchtrennt war. Auch mit Operationen ließe sich das bei einem Tier deiner Gewichtsklasse nicht beheben, weil selbst Implantate keine Bruchstellen verhindern könnten.

Wir hielten Rücksprache mit Melanie Vogelei vom Lebenshof Wilde Hilde, die Erfahrungen mit Behinderungen bei Kälbern hat. Doch auch sie musste hier kapitulieren. Gemeinsam mit den behandelnden Tierärzten entschieden wir, dich nicht mehr aus der Narkose aufwachen zu lassen. Vermutlich war ein Virus deiner Mutter die Ursache für die Fehlbildungen. Du kamst als Bullenkälbchen in einem Milchbetrieb auf die Welt. Nicht viel älter als neun Wochen bist du geworden, kleiner Lenny. Wir hoffen, dass sich diese Welt irgendwann einmal so ändert, dass auch ein kleines Bullenkälbchen wie du von Anfang an mehr Beachtung findet. Danke an all Eure lieben Worte und guten Wünsche.
Lenny, wir kannten uns nur kurz und dennoch werden wir dich nie vergessen ❤

Lenny, dieses Lied widmen wir dir-