LebensSchweine

Ferdinand, der Sensible

Geboren am 1. August 2017

Gestorben am 4. November 2022

Ferdinands Geschichte

„Ich wünschte, ich könnte fliegen, hoch über allem,
Oh, ich wünschte, ich hätte Flügel. Ich würde mit den Engeln tanzen und durch die Wolken pflügen.“
(Frei nach Jackson Dean)

Oh, wie gut wäre es, wenn mehr Menschen wüssten, wie sensibel Schweine sein können. So zartbesaitet, so voller Emotionen, so aufmerksam. Und doch wäre es auch gut, wenn ihr Rüsselnasen doch ein dickeres Fell hättet. Vor allem für dich Ferdinand, hätten wir uns das gewünscht.

Als kleines Ferkelchen entdeckten wir dich bei einem Landwirt, der beschloss, dass er keine Tiere mehr an den Metzger ausliefern will. Sein Hof ist inzwischen ein Lebenshof. Da für so viele ausgewachsene Schweine nicht genug Platz war, begann eine Odyssee. Wohin mit all den Schweinen? Wir fanden für alle wundervolle Lebensplätze.
Ein Hof machte allerdings einen Rückzieher und so stellten wir dich, Ferdinand unter den Schutz unseres Vereins und brachten dich mit deinen drei Brüdern auf einem Pensionshof unter, der allerdings weit weg war.
Wie sehr freuten wir uns, als wir euch dann durch die Entstehung des Biolebenshofs Schlitzerland zu uns holen konnten. Durch ein speziell abgestimmtes Menü verbesserte sich eure Muskulatur und du hast dich direkt wohlgefühlt. Manchmal war nur noch deine Ohrspitze zu sehen, so tief hast du dich ins Stroh gekuschelt. Im heißen Sommer hast du hingegen ein ausgiebiges Bad in deiner selbst angelegten Suhle bevorzugt. Dort lagst du dann selig und hast ganze „Geschichten“ vor dich hin gegrunzt. Ja, du hattest immer etwas zu erzählen.

So viele Gäste und Patenmenschen hast du mit deiner Präsenz und deiner Freundlichkeit beeindruckt. Zarte Grashalme und süße Äpfel hast du immer ganz vorsichtig entgegengenommen. Ach Ferdinand, auch für dich arbeiteten wir in den letzten Monaten an einer Schweineauffangstation am Hof. Allerdings gefiel uns dein Gangbild zuletzt nicht mehr. Für das größere Gelände haben wir einiges geplant, um den Klauenabrieb zu verbessern und Bewegungsanreize zu schaffen. Nach Rücksprache mit unserem Tierarztteam sollte nun aber erst mal eine Pediküre erfolgen. Für das Kürzen der Klauen war eine Sedierung notwendig. Diese sollte auch dazu beitragen, dass das Ganze für euch stressfreier abläuft.

Doch du warst so empfindsam und hast die Sedierung nicht gut verkraftet.
Es war alles zu viel für dein Herz. Während die anderen langsam wieder wach wurden, hast du es nicht mehr geschafft, aufzustehen. All die angebotenen Leckereien hast du ignoriert. Am nächsten Morgen riefen wir erneut die Tierärztin an, weil unsere Sorgen um dich wuchsen. Noch vor dem Eintreffen des Tierarztteams hast du deine Augen für immer geschlossen.

Ferdinand, wir wünschen dir, dass du dich nun in den Wolken suhlst und hinter den Sternen Geschichten erzählst, von Freundschaften, Strohbetten, süßem Apfelschmaus und der Sensibilität von euch Schweinen. Denn ihr werdet noch immer viel zu sehr unterschätzt. Danke an die gute Pflege durch das Hofteam und an alle Patenmenschen, die Ferdinand zur Seite standen und ihn achteten, so wie er es verdient hat.

Ferdinand, dieses Lied ist für dich.