Aurelias Geschichte

„Der Winter liegt vor mir. Jetzt bist du so weit weg.
In der Dunkelheit meiner Träume wird das Licht von Dir bleiben.“
(Frei nach Enya)

Plötzlich und unerwartet, mussten wir von dir Abschied nehmen. Noch immer ist es unbegreiflich, dass du nicht mehr bei uns bist. Vor einigen Wochen behandelte Dich der Tierarzt wegen eines Gebärmuttervorfalls. Das Ganze wurde wieder an die richtige Position gebracht und vernäht. Das hast du gut überstanden und alles hat gut gehalten. Du warst wieder gut drauf.

Doch nun ist es wieder passiert. Diesmal war es schlimmer. Wir holten voller Hoffnung den Tierarzt, bereit dich notfalls auch in die Klinik zu bringen. Doch da diesmal auch der Darm betroffen war, empfahl der Tierarzt dich nach eingehender Untersuchung, für immer gehen zu lassen. Es war nichts mehr zu machen und es war niederschmetternd, das zu vernehmen.

Aurelia, als wir Dich kennen lernten, warst du noch namenlos und dein Zuhause noch kein Lebenshof. Als Herefordrind bist du so veranlagt, dass du möglichst schnell viel Gewicht zulegst, damit die Menschen viel von einer Kuh essen können. Zwei Kälber hast du in deinem Leben auf die Welt gebracht. Keines konntest du behalten. Dafür hast du dich liebevoll mit um den Nachwuchs der anderen Kühe gekümmert. Wir konnten verhindern, dass du anonym auf irgendeinem Teller gelandet bist. Als dein Landwirt beschloss, den Hof in einen Lebenshof umzuwandeln, begannen wir Menschen zu suchen, die mit Patenschaften dein Leben sichern, damit du als Lebenskuh weiterleben kannst.

Die erste Patin war ein junges Mädchen. Sie kam zu dir und deiner Herde. Du hast dich ihr vorsichtig genähert und sie streichelte dir zart übers Fell. Die junge Patin schenkte dir ihren Namen, den du von da an tragen solltest: Aurelia. Nach und nach folgten weitere Menschen, die dich mit Patenschaften unterstützten, so dass deine Versorgung weiterhin gesichert war.

Doch auch wenn du kein energiereiches Futter bekommen und nicht mehr gefuttert hast, als andere Kühe, haben deine Gene dazu beigetragen, dass du viel Körpermasse bekommen hast. Durch die Geburten war die Gebärmutter bereits gesenkt und dein Gewicht begünstigte, dass hier Probleme entstanden. Jetzt hast du damit nichts mehr zu tun. Du bist nun leicht und frei wie der Wind und erhellst mit deinem Wesen die Dunkelheit, sanfte Aurelia! Du sollst wissen, dass du uns hier fehlst und wir dich vermissen. In deiner Herde klafft nun eine Lücke, weil du nicht mehr dabei bist. Irgendwann und irgendwo sehen wir uns hoffentlich wieder!

Dieses Lied ist für Dich!

Du bleibst unvergessen!