Anke, die Älteste
Geboren am 12. Juni 1997
Gestorben am 15. Januar 2021
Ankes Geschichte
Lass mich dein Reiseführer sein, ich kann dir helfen, die Liebe zu erreichen, die du in dir fühlst“ (Paul McCartney, Find my way)
Als die Kraft zu Ende war, hast du uns nicht verlassen. Du bist nur mutig vorangegangen. Mond und Sterne mögen dir immer leuchten und die Wiesen des Himmels immer saftig sein.
Noch immer ist es so unfassbar. Doch du bist schon immer voran gelaufen, während andere noch zögerten. So war das mit dir. Du wusstest immer, wo es langgeht. Deine Beine sind nun schwer geworden. Sie konnten dich nicht mehr tragen. Schwer geworden sind auch dein heller Kopf und deine wachen, aufmerksamen Augen. Du hast dich ins weiche Stroh gebettet und dich noch über deine geliebten Apfelstückchen und Rübenschnitzel gefreut. Wir haben uns so sehr gewünscht, dass du wieder aufspringst und losläufst. In einer Zeit, in der es schwer möglich ist, in die Ferne zu reisen, hast du die Menschen ins Innere ihrer Herzen geführt. Du hast so vielen gezeigt, dass Kühe echte, liebenswerte Persönlichkeiten mit Verstand und Charakter sein können. So viel hast du bewegt, so viele Herzen hast du erreicht. Doch dein eigenes Herz hat so lange so eifrig geschlagen, dass es des Schlagens müde geworden war. Da hat deine Seele die Flügel gespannt und ist mutig losgeflogen.
Wenn du deinen Namen gehört hast, bist du noch bis vor Kurzem freudig über die Weide getrabt und hast dir deine Extraportionen abgeholt. Die hast du dir von niemandem nehmen lassen, auch wenn andere ihre Nase in deinen Eimer stecken wollten. In den letzten Tagen hast du es auch mithilfe nicht mehr geschafft, auf deinen Beinen zu stehen. Unser Tierarzt war täglich da. Du hast noch dein Heu geknabbert, wiedergekäut, das angebotene Wasser getrunken und dich über Leckereien gefreut. Du warst bis zuletzt immer die Leitkuh. In deinem vorherigen Zuhause hast du auch mal beschlossen, deine Weide zu verlassen, als du fandest, dass es an der Zeit für eine neue Weide war. Also bist du mit der ganzen Herde losgelaufen, den langen, weiten Waldweg entlang. Du kanntest den Weg und alle anderen haben dir vertraut. So hast du alle sicher zur neuen Weide geführt. Während wir dich hier so sehr vermissen, stehst du vielleicht nun schon auf einer uns unbekannten Weide über den Wolken und lässt es dir gut gehen.
Du hast es in die Zeitung, ins Radio, ins Fernsehen und aufs Cover unseres Kalenders geschafft und souverän ohne Starallüren für die Kamera posiert. Du bleibst eine beeindruckende Persönlichkeit und es war uns eine große Ehre, deinen Weg ein Stück begleiten zu dürfen. Wir haben noch die Rinderklinik Hannover zur Beratung hinzugezogen. Da es für Rinder keine Herzspezialisten gibt, haben wir noch Rat bei einer Herzspezialistin für Pferde eingeholt. Wir standen in ständigem Kontakt mit dem Landwirt, bei dem du geboren bist. Er hat dich 23 lange Jahre gepflegt und entschieden, dass du deinen Lebensabend auf einem Lebenshof verbringen sollst, statt dich zum Metzger zu bringen. Du bist in Würde gegangen und in Frieden eingeschlafen, ohne allein zu sein.
So wie wir es uns für jedes Lebewesen wünschen. Die liebe Miss Sophie und Hofleiter Sebastian waren an deiner Seite. Als der Tierarzt eintraf, bist du schon vorangegangen. Wir haben uns so sehr noch mehr Zeit mit dir gewünscht.
Doch in unseren Erinnerungen und in all deinen Kindern und Enkeln, die noch da sind, lebst du weiter. Danke an den Landwirt, der dich 23 Jahre gepflegt hat, an das Team des Lebenshofs Diebel Ranch, wo du noch eine so schöne letzte Zeit, eine liebevolle Pflege und einen würdevollen Abschied bekommen hast, an die Nachbarn, die sich für deine Rettung und die deiner Enkelin Amelie stark gemacht haben und an all die lieben Patenmenschen, die das Ganze getragen haben.
Ja, vielleicht sind wir Träumer*innen, wenn wir uns eine friedliche Welt und ein Leben und Abschied in Würde für alle wünschen. Doch wir sind nicht die einzigen. Wir hoffen, wir werden noch mehr und die ganze Welt wird eines Tages eins sein