Drei Kühe auf der Weide

Samara, Vom Spaltenboden ins Glück

797 steht auf ihrer Ohrmarke. Sie war eine Nummer in einem System voller Zahlen. Sie musste wirtschaftlich sein und in einem bestimmten Turnus Ferkel produzieren. Dann notierte man, wie viele Ferkel es waren, wie viele davon noch lebten und wie viele zu kleine Kümmerer sie geboren hatte. Die toten Ferkel sammelte man ein. Die Lebendigen säugte sie, damit aus ihnen wieder Nummern im System wurden. Mit dem ersten Atemzug, atmete sie von Ammoniak getränkte Luft ein. Genau, wie ihre Neugeborenen.

Anhand von Zahlen und Auswertungen war zu sehen, ob 797 noch wirtschaftlich „produzierte.“ Vor Kurzem kam zu der Nummer noch ein Buchstabe dazu. Ein großes, rotes „S“ prangte auf ihrem Rücken. 797 war unwirtschaftlich geworden. Das „S“ stand für die Endstation Schlachthof.

Verunsichert setzte sie ihre ersten Schritte nach draußen, wo schon ein Transporter auf sie wartete.
Sie sog die frische Luft ein und blinzelte in die Sonne. Die Menschen ließen ihr die Zeit und fingen dann an, ihr gut zuzureden, als sie sich der Laderampe näherte. Sollte sie wirklich einsteigen? Es war alles so anders, es roch anders, sah anders aus und es waren andere Menschen da. Doch sie war auch neugierig. So ließ sie sich davon überzeugen, dort einzusteigen.
Dann fuhr der Transporter los.

Nun ist sie angekommen, liegt da, auf kühlem, nassen Boden. Die anderen Schweine haben beim Trinken Wasser verteilt. Sie liegt dort und kann ihr Glück kaum fassen. Das Wasser lief sonst immer durch den Spaltenboden davon. Nun ist es noch da. Die anderen Schweine beginnen sich darin zu suhlen. Das Wasser riecht gut. Es fühlt sich gut an und weckt den Wunsch, sich ins Nasse zu legen und sich darin zu wälzen. Ihr bisheriges Leben war so voller Enge, Gestank und Stress, dass dieses bisschen Wasser sie schon so unsagbar glücklich macht.

Dann hebt sie den Kopf und sieht, wie die anderen im Stroh wühlen und sich darin einkuscheln. Nur noch ein bißchen liegenbleiben. Dann nimmt sie all ihre Kraft zusammen, legt sich zu den anderen in dieses duftende Strohzeugs und schließt seufzend die Augen.

„Du bist nun keine Nummer mehr“, hört sie noch eine Stimme sagen. Ein rotes „S“ steht auf ihrem Rücken. Doch es steht nicht mehr für die Endstation „Schlachthof“. „S“ steht nun für Samara. Denn so heißt sie jetzt. Benannt nach ihrer Retterin, die dafür gesorgt hat, dass sie zum Lebenshof gereist ist, statt zum Schlachthof. Samara, du bist jetzt ein Lebensschwein und das ist nicht das Ende sondern ein neuer Anfang <3

Samara gehört zu den Muttersauen, die wir gemeinsam mit ihrer Schweineretterin und Aktivist Robert Marc Lehmann von Mission Erde e. V. aus einem Zuchtbetrieb zu uns holen konnten. Nun sucht sie noch Patenschaften.

Samara