Hühner

Unsere heutigen Haushühner stammen vom südostasiatischen Bankivahuhn ab. Eine Bankivahenne wird wiegt bis zu 700 Gramm und legt rund 20 Eier im Jahr. Die Bankivahühner lebten überwiegend in Wäldern, wo sie sich gut vor Beutegreifern verstecken konnten. Inzwischen ist das Urhuhn vom Aussterben bedroht. Unsere heutigen Legehennen sind auf eine hohe Legeleistung gezüchtet und legen rund 300 Eier im Jahr, also 15 Mal so viel wie das Urhuhn.
Bei Masthühnern geht es um eine schnelle Gewichtszunahme. Nach fünf Wochen Mast wiegen sie 1,5 kg und damit das 40-fache als zu Beginn der Mast und mehr als doppelt so viel, wie das Urhuhn.

Bankivahuhn

Haushuhn

Das Wesen der Hühner

Hühner haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie können mehr als hundert Artgenossen erkennen, kümmern sich aufopferungsvoll um ihren Nachwuchs und schließen innige Freundschaften. Sogar zu Menschen. Dabei hat jedes Huhn eine eigene Persönlichkeit. Es gibt schüchterne, aufgeschlossene, mutige oder auch aggressive Charaktere unter ihnen. Hühner sind auch äußerst intelligent. Ihre Kommunikationsfähigkeit steht der von Primaten kaum nach. Sie treffen Entscheidungen aufgrund früherer Erfahrungen, können komplexe Probleme lösen und beherrschen listige Täuschungsmanöver.

In jeder Hühnergruppe bildet sich eine Rangordnung heraus, die sich „Hackordnung“ nennt und in der Regel durch Kämpfe entstanden ist. Innerhalb dieser straffen Regelung wird entschieden, wer wen „hacken“ darf und wer dann weichen muss. Diese Rangordnung hat eine der schärfsten Ausprägungen im Tierreich. Dabei geht es aber nicht um unnötiges Drangsalieren von anderen, sondern es stellt eine klare hierarchische Struktur für das Zusammenleben her. Ranghöhere Tiere haben Vorrang bezüglich der Wasser- und Futterplätze sowie den begehrtesten Schlaf- und Ruheplätzen.

Schon gewusst?

Kommunikation

Hühner unterhalten sich mit einer Vielzahl von Lauten miteinander, die sich auf spezifische Objekte oder Ereignisse beziehen. Dabei gibt es verschiedene Töne für die Art des Futters oder unterschiedliche Warnlaute für Feinde am Boden oder aus der Luft. Mutterhennen kommunizieren auch mit ihren ungeboren Küken und bringen ihnen Laute bei, noch bevor sie aus dem Ei schlüpfen.

Gehör

Zwar hat ein Huhn keine sichtbaren Ohren, aber dafür ein gutes und differenziertes Gehör. Die Laute eines Artgenossen kann es problemlos bis zu einer Entfernung von 50 Metern hören. Das Krähen eines Hahnes sogar bis zu 2 Kilometern. Hühner sind übrigens Musikliebhaber. Dabei variieren ihre Geschmäcker von Rockmusik bis hin zur klassischen Musik. Nur eins mögen sie nicht – hohe und zu laute Töne.

Zahnersatz

Beim Picken von Körnern, Insekten und Beeren nehmen Hühner auch kleine Steinchen zu sich. Das ist sehr clever, denn Hühner haben keine Zähne, mit denen sie ihre Nahrung zermahlen können. Diese Aufgabe übernehmen die kleinen Steinchen. Sie zerreiben das grobe Futter im Magen und so kann die Mahlzeit besser verdaut werden. Die Steinchen werden anschließend einfach wieder ausgeschieden.

Hühner in der Lebensmittelindustrie

Das Leid hinter Eiern und Fleisch

Legehennen legen rund ein Jahr Eier im Akkord. Angekurbelt wird die Legeleistung durch Hochleistungsfutter und Lichtsteuerung, weil Hühner bei längeren Beleuchtungsphasen mehr Eier legen. Nach einem Jahr lässt die Legeleistung nach und die Hühner sind ausgelaugt. Dann werden die Hennen getötet und gegen neue Hennen ausgetauscht. Vereine wie „Rettet das Huhn e. V.“ vermitteln solche ausgemusterten Hennen auf Lebensplätze. Hier können sie dann erstmalig ihren Bedürfnissen nachkommen und zum Beispiel Sandbäder nehmen, um ihr Gefieder zu reinigen. Es werden aber auch die Folgen des Eierlegens bei eingehender Beobachtung und tierärztlichen Behandlungen deutlich. Die Hennen leiden unter Legedarmentzündungen, sind kraftlos oder produzieren Schichteier, also Eier, die sich im Bauchraum schichten und zu entzündlichen Prozessen führen.

626 Millionen

Hühner wurden 2021 in Deutschland geschlachtet

42 Tage

verbringt ein Masthuhn in der Hühnermast

12 Monate

verbringt eine Legehenne in einem Legebetrieb, bis sie getötet wird

Eierindustrie

Von insgesamt rund 43,67 Millionen Legehennen leben über 25 Millionen in Deutschland in Bodenhaltung. Grundsätzlich ist dies eine reine Stallhaltung, in der neun Tiere sich einen Quadratmeter Boden teilen. Wenn auf mehreren Etagen Sitzstangen, Tränk- und Futtereinrichtungen angebracht sind, ist sogar eine Besatzdichte von bis zu 18 Tieren pro Quadratmeter Bodenfläche erlaubt. Doch auch wenn die Tiere mehr Platz haben, leiden Legehennen in vielen Betrieben. Legehennen legen rund ein Jahr Eier im Akkord. Nur noch vier weltmarktbestimmende Unternehmen züchten sogenannte Legehennen, bei denen der Fokus auf einer immer höheren Legeleistung liegt.

Durch Hochleistungsfutter und Lichtsteuerung wird die Legeleistung zusätzlich gesteigert. Darauf gezüchtet besonders viele und besonders große Eier zu legen, wirkt sich die Legeleistung auch auf das Skelett aus. Das Kalzium geht in die Eier und über 90 % der Hühner leiden unter Schmerzhaften Brüchen des Brustbeins. Auch Legedarmentzündungen sind die Folge der Hochleistungszucht. Brüche und chronische Schmerzen bleiben meist unbehandelt. Durch Stress und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen Verhaltensstörung und Federpicken, so dass ihnen nach kurzer Zeit bereits viele Federn fehlen und oft auch schwere Verletzungen entstehen. Durch eingeschränkte Mobilität kann es sein, dass die Hennen nicht mehr an Futterstellen und Wasser kommen. Rund 18 Prozent der Hennen überleben das Jahr im Legebetrieb nicht. Die Überlebenden sind nach einem Jahr ausgelaugt und werden dann in der Regel getötet und ausgetauscht.

Mastindustrie

97% der deutschen Masthühner leben in der konventionellen Hühnermast. Hier verbringen in der Regel jeweils mehr als 10.000 Tiere in einer großen, geschlossenen Halle ohne Auslauf oder Beschäftigungsmöglichkeit ihr kurzes und leidvolles Leben. Der Stallboden wird nur einmalig vor Mastbeginn eingestreut. Gegen Ende der Mast besteht die Bodenbedeckung zu etwa 90 % aus Exkrementen. Durch die hohe Ammoniakbelastung wird das Immunsystem der Hühner geschwächt und Entzündungen und Krankheiten sind an der Tagesordnung. Die auf schnelles Wachstum gezüchteten Masthühner haben schon nach 4 Wochen ein Gewicht von 1,5 Kilo, weil ihnen das „Sättigungsgen“ fehlt.

Dies hat zur Folge, dass sie dicht gedrängt nebeneinander liegen müssen, ohne auch nur ihre Flügel strecken zu können. Ihre jungen Knochen können das enorme Gewicht kaum tragen, weswegen sie kaum aufstehen können und oft unter Schmerzen leiden. Bis zu 7 % der Tiere sterben, bevor sie das Schlachtalter erreichen. Dies ist von der Industrie fest einkalkuliert. Weitere „Verluste“ gibt es dann beim Abtransport zum Schlachthof. Die Hühner werden von sogenannten Fängerkolonnen an den Füßen gepackt und oft gleichzeitig mit bis zu 5 anderen Tieren in Transportbehälter gestopft. Um die panischen und verängstigten Hühner gleichmäßig zu verteilen werden die Behälter immer wieder durchgerüttelt. Inzwischen gibt es auch große Maschinen, die das Ausstallen übernehmen. Hierbei werden die Hühner mit rotierenden Walzen auf ein Förderband „gekehrt“, das sie in die Transportbehälter fährt. Viele Tiere werden bei der Prozedur schwer verletzt oder sterben.

Wir können auch anders

Jedes Jahr leiden Milliarden von sogenannten Nutztieren hinter verschlossenen Stalltüren. Sie sind Teil unseres Lebensmittelproduktionssystems und haben keine Chance auf ein eigenes, artgerechtes Leben. Sie sind dem System hilflos ausgeliefert und haben keinen anderen Ausweg, als auf uns Menschen zu zählen, damit sich etwas ändert.

Was wir tun können:

  • auf pflanzliche Ernährung achten
  • Mitgefühl zeigen
  • über Speziesismus sprechen
  • einem Lebenstier mit einer Patenschaft ein schönes Leben ermöglichen
Patenschaft übernehmen